Nachdem Salomo sich zum Bau des Tempels entschlossen hatte, liess er Baukünstler kommen, teilte sie in Gruppen und stellte sie unter den Befehl des Adoniram oder Hiram Abiff. Dieser erbaute den wunderbaren Tempel Salomonis sowie andere prachtvolle Bauten, fühlte sich aber trotz seiner Grösse einsam und unverstanden. Sogar der weltberühnte Salomo beneidete ihn um sein Genie und seinen Ruhm.
Als Balkis, die Königin von Saba das erstemal nach Jerusalem kam, um Salomo zu begrüssen, bereitete dieser ihr einen festlichen Empfang und zeigte ihr seinen Palast und seinen Tempel. Während sie alles begeistert bewunderte, verliebte sich der König in sie und bot ihr nach kurzer Zeit seine Hand an. Sie gab ihm ihr Jawort.
Bei ihrem zweiten Besuch wurde ihr auch Hiram Abiff vorgestellt. Dieser warf der Königin von Saba einen Blick zu, welcher ihr Innerstes erbeben liess. Der eifersüchtige Salomo beschloss, Hiram zu demütigen und zu Grunde zu richten, weil er in ihm zu Recht einen Nebenbuhler erblickte.
Unter den Tempelarbeitern befanden sich drei Gesellen, die gegen Hiram eingenommen waren, weil er sich wegen ihrer Untüchtigkeit und Trägheit geweigert hatte, sie zu Meistern zu befördern. Salomo fasste den Entschluss, diese drei für seine Pläne herbeizuziehen.
Eines Tages nun ging Balkis in Begleitung ihres Gefolges ausserhalb Jerusalem spazieren und begegnete unterwegs Hiram, der allein und in Gedanken versunken war. Die beiden gestanden einander ihre Liebe und sie beschlossen, Jerusalem zu verlassen und sich nach Arabien zu begeben. Es gelang Balkis, dem betrunkenen Salomo den Verlobungsring vom Finger zu ziehen und zu fliehen.
In seiner Eifersuch gab Salomo den drei Gesellen den Wink, dass ihm die Beseitigung des Nebenbuhlers nicht unerwünscht wäre. Vor der geplanten Abreise erschien Hiram noch einmal im Tempel und wurde hier von den drei Gesellen erschlagen. Doch gelang es ihm, vor dem Aushauchen des letzten Seufzers, das goldene Dreieck, das er um den Hals trug und auf dem das Meisterwort eingraviert war, in einen tiefen Brunnen zu werfen. Die Mörder hüllten die Leiche ein, begruben sie auf einem einsamen Hügel und pflanzten einen Akazienzweig aufs Grab.
Als Hiram sich sieben Tage nicht zeigte, musste Salomo dem Wunsche des Volkes nachgeben und ihn suchen lassen. Drei Meister entdeckten die Leiche, und da sie jene drei Gesellen des Mordes verdächtigten, weil sie wussten, dass Hiram ihnen den Meistergrad verweigert hatte, beschlossen sie vorsichtshalber, das Meisterwort abzuändern.
Das erstbeste Wort, das während der Emporhebung des Leichnams zufällig fallen würde, sollte das künftige Meisterwort werden. Als nun einer von ihnen sah, dass sich die Haut vom Körper loslöste, rief er aus «Makbenach!» (etwa «Bruder erschlagen» oder «Fleisch vom Knochen getrennt»), und so wurde Makbenach zum Kennwort des Meistergrades. Man erwischte die drei Mörder und sie entleibten sich, um nicht in die Hände der Gerechtigkeit zu fallen; ihre Köpfe wurden dem König überbracht.
Da sich das goldene Dreieck nicht bei der Leiche Hirams vorfand, forschte man danach und fand es schliesslich in jenem Brunnen. Salomo liess es auf einen dreieckigen Altar legen, der sich in einem geheimen Gewölbe unterhalb des entlegensten Teils des Tempels befand; um das goldene Dreieck noch besser zu verbergen, stellte man darauf einen kubischen Stein, der die zehn Gebote enthielt. Schliesslich wurde das Gewölbe, dessen Vorhandensein nur 27 Erwählten bekannt war, zugemauert.